Lebensmittel & Klima: Die Auswirkungen von Lebensmitteln auf die Umwelt
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Aktualisiert am Dienstag, 10. Januar 2023
Was ist das Problem mit der Landwirtschaft?
Menschen essen viel. Um all das anzubauen, verlassen wir uns auf die Landwirtschaft. Angesichts ihres Ausmaßes ist es keine Überraschung, dass die Landwirtschaft Auswirkungen auf unseren Planeten hat. Hinzukommend zur chemischen Verschmutzung, dem Wasserverbrauch, dem Verlust der Artenvielfalt und anderen sozialen, ökonomischen und Umweltauswirkungen, ist die Landwirtschaft ein Haupttreiber des Klimawandels.
Von diesen Emissionen aus der Lebensmittelversorgungskette entfallen 82 % auf die Landwirtschaft – 58 % auf direkte Emissionen und 24 % auf veränderte Landnutzung (die orangefarbenen, grünen und gelben Teile des nachstehenden Tortendiagramms).

Also, woher kommen diese Emissionen?
Energieverbrauch
Einen Bauernhof zu betreiben erfordert Energie. Ein Großteil dieser Energie stammt heutzutage aus der Verbrennung von fossilen Energieträgern, was CO₂ in die Atmosphäre freisetzt.
Dünger und Pestizide
Ein Großteil der Chemikalien in der Landwirtschaft benötigt außerdem eine Menge Energie in der Produktion.
Neben organischen Düngemitteln verlassen sich Landwirt:innen oft auf künstliche Dünger. Dies sind künstlich hergestellte Chemikalien, die bestimmte Nährstoffe enthalten, welche Pflanzen größer, stärker und schneller wachsen lassen
.

Obwohl künstliche Dünger sehr nützlich sind, ist deren Produktion alleine für 1,4 % der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich.
Nicht nur das – die Art, wie Düngemittel eingesetzt werden, bedeutet für die meisten Pflanzen, dass sie weniger als 50 % des eingesetzten Düngers nutzen können. Der überschüssige Dünger wird oft von Boden-Mikroben zu Lachgas (N₂O) zersetzt
, ein Treibhausgas mit einem Erwärmungseffekt, der über ein Jahrhundert betrachtet 300-mal stärker als CO₂ ist
.
Überschüssiger Dünger kann außerdem in Flüsse und Seen geschwemmt werden. Dies ist problematisch, da Nährstoffe aus Düngemitteln von Algen und Plankton auf der Wasseroberfläche aufgenommen werden, welche dadurch unkontrolliert wachsen. Es kommt zu einer sogenannten ‚Algenblüte‘, die das Sonnenlicht daran hindert, ins Wasser einzufallen. Ohne Sonnenlicht sterben die Pflanzen und später auch die Algen. Diese Biomasse wird von Bakterien unter Verwendung des im Wasser verbleibenden Sauerstoffes zersetzt , wodurch letztendlich Fische und andere dort lebende Organismen ersticken
.

Pestizide sind weitere Chemikalien, die von Landwirt:innen genutzt werden. Sie schützen die Pflanzen vor Krankheiten, Unkraut und schädlichen Insekten.
Dennoch erfordert die Herstellung dieser Chemikalien, wie bei Dünger, Energie. Sie sind zudem für einen großen Teil der Tier- und Pflanzenwelt giftig
. Dazu zählen auch bestäubende Insekten, die an der Fortpflanzung vieler Pflanzen beteiligt sind
, und Mikroben, die den Boden gesund und fruchtbar halten
.
Andere Emissionen als CO2
Die Landwirtschaft ist der größte Erzeuger der Treibhausgase Lachgas (N₂O) und Methan (CH₄) und sie ist für 78 % bzw. 45 %
der von Menschen verursachten Emissionen dieser Gase verantwortlich.
Wir haben bereits diskutiert, wie N₂O durch Kunstdünger freigesetzt werden kann. Aber woher kommen andere Emissionen außer CO₂? Schauen wir uns doch mal die untenstehende Grafik an:

Entwaldung und Bodenverschlechterung
Nahezu ein Viertel der Emissionen aus der Lebensmittelproduktion wird freigesetzt, wenn Land für die Landwirtschaft gerodet wird.
Ungefähr 50 % der bewohnbaren Landfläche der Erde wird entweder durchgehend oder zeitweise für die Landwirtschaft genutzt und sie ist für fast 90 % der globalen Entwaldung verantwortlich
.

Die Pflanzen, die die Bäume ersetzen, speichern weniger Kohlenstoff und halten die Erde nicht so gut zusammen. Das macht den Boden instabil und führt zu Bodenverschlechterung, welche es schwieriger machen, Nahrungsmittel anzubauen
. Bodenverschlechterungen können auch gefährlich sein, da sie möglicherweise Erdrutsche, Überschwemmungen und Sandstürme auslösen
.

Wassernutzung
Obwohl Wasser 71 % der Erdoberfläche bedeckt, sind nur 3 % davon Süßwasser, also Wasser, das wir zum Trinken, Waschen und zur Bewässerung nutzen können
. Rund zwei Drittel des Süßwassers sind in Eis gespeichert und darum nicht verfügbar, weshalb nur 1 % des weltweiten Wassers für Menschen direkt zugänglich ist
.
Die Landwirtschaft benötigt mit über 70 % des globalen Süßwassers mehr Süßwasser als jede andere Branche.
Lasst uns das ein bisschen genauer betrachten:

Und während Tausende Liter Wasser für die Herstellung eines einzigen Schokoriegels verwendet werden, steht einem von vier Menschen noch nicht einmal sicheres Trinkwasser zur Verfügung. Der Klimawandel wird den Wassermangel nur noch verschlimmern
.
Voraussichtlich wird die Gesamtbevölkerung der Erde im Jahr 2050 9,7 Milliarden Menschen erreichen, und es wird geschätzt, dass die Nahrungsmittelproduktion um 70 % gesteigert werden muss, um die wachsende Bevölkerung zu ernähren (im Vergleich zu 2005)
. Aber wie können wir das erreichen, wenn die Landwirtschaft heute schon so eine hohe Belastung für unsere Ressourcen und unseren Planeten darstellt?
Was ist nachhaltige Landwirtschaft?
Lasst uns kurz wiederholen. Die heutige Landwirtschaft:
- Setzt rund 21 % der weltweiten Treibhausgasemissionen frei (d. h. 82 % der Emissionen aus unserer Lebensmittelversorgung)
- Benötigt eine Menge Energie
- Schädigt Ökosysteme
- Nutzt 50% der bewohnbaren Landfläche
- Verschlechtert die Böden, wodurch CO₂ freigesetzt wird und das Wachstum von Pflanzen erschwert wird
- und ist für 70 % des globalen Süßwasserverbrauchs verantwortlich
Wenn man die Landwirtschaft nachhaltiger gestalten würde, könnte man auf demselben Stück Land dauerhaft Nahrungsmittel anbauen, ohne die natürlichen Ressourcen aufzubrauchen. Zudem ist nachhaltige Landwirtschaft weniger anfällig gegenüber sich ändernden Umwelteinflüssen, was essenziell für eine gesicherte Nahrungsversorgung angesichts des Klimawandels sein wird
.
In den nächsten Kapiteln schauen wir uns an, was Erzeuger:innen und Verbraucher:innen tun können, um die Nahrungsmittelproduktion nachhaltiger zu gestalten.
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